gute aussichten

Die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung gute Aussichten posieren für ein Gruppenfoto in den Ausstellungsräumen Preisträger*innen gute aussichten 2019/2020 © NRW-Forum Düsseldorf / Foto: Katja Illner

junge deutsche fotografie 2019/2020

22. November 2019 – 16. Februar 2020

Mit der Ausstellung „gute aussichten 2019/2020“ präsentieren wir wieder die Auftaktausstellung des renommierten Nachwuchspreises. Im 16. Jahr von „gute aussichten“ wählte die Jury aus 82 Einreichungen von 36 Hochschulen neun Preisträger*innen aus: „Krieg und Frieden in Zeiten globaler Desinformation“ ist der rote Faden, der sich durch die Ausstellung 2019/2020 zieht und die Werke der Preisträger*innen miteinander verknüpft.

Mit

Lukas van Bentum (Fachhochschule Bielefeld)
Ricarda Fallenbacher (Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg)
Lisa Hoffmann (Muthesius Kunsthochschule Kiel)
Juliane Jaschnow (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig)
Johannes Kuczera (Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg)
Larissa Rosa Lackner (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig)
Marco Mehringer (Bauhaus Universität Weimar)
Markus Seibel (Hochschule Darmstadt)
Victoria Vogel (Fachhochschule Bielefeld)

„gute aussichten GRANT“: Malte Sänger (gute aussichten-Preisträger 2018/2019)

Ausstellungsansicht gute aussichten 2019/2020 © NRW-Forum Düsseldorf / Foto: Katja Illner
Vier Fotografien von Lisa Hoffmann hängen in der Ausstellung gute Aussichten an einer weißen Wand Ausstellungsansicht gute aussichten 2019/2020 © NRW-Forum Düsseldorf / Foto: Katja Illner

Insgesamt präsentiert „gute aussichten – junge deutsche fotografie // new german photography 2019/2020“ & „GA GRANT III“ über 260 Motive, 11 Videos, 7 Publikationen, 6 Poster, 4 Objekte und 1 Soundarbeit. Nach der Auftaktausstellung im NRW-Forum Düsseldorf werden die ausgewählten Künstler*innen in weiteren Ausstellungen und Aktionen national und international präsentiert.

Schwarz Weiß Fotografien und Videoarbeiten von der Künstlerin Ricarda Fallenbacher sind in der Ausstellung gute Aussichten zu sehen Ausstellungsansicht gute aussichten 2019/2020 © NRW-Forum Düsseldorf / Foto: Katja Illner
Ausstellungsansicht der Ausstellung gute Aussichten in den Räumen des NRW-Forums Ausstellungsansicht gute aussichten 2019/2020 © NRW-Forum Düsseldorf / Foto: Katja Illner

Themen und Preisträger*innen 2019/2020

Wie hoch schätzen wir den Wahrheitsgehalt von Fotografien und Informationen ein? Welchen Nachrichten, Kanälen, Printmedien, Sendern, schenken wir Glauben und Gehör? Wie auch immer wir diese Fragen für uns einschätzen und beantworten, alleine, dass wir sie (zunehmend) stellen (müssen), deutet auf die inflationären Tendenzen im globalen Handel mit Informationen und Wissen hin. Fake-News, Fake-Identities sind bereits eine Binsenweisheit. Das Geschäft mit Informationen ist an sich nichts Neues – beunruhigend jedoch, wie mühelos Manipulationen gelingen und wie rasend schnell ganze Nationen davon infiziert werden. Globale Digitalität sorgt binnen von Sekunden für virale Verbreitung. Nachrichten können gar nicht so rasch als wahr oder unwahr klassifiziert werden wie sie um den Globus gehen. Wahrheit oder Lüge spielen in einem postfaktischen Zeitalter anscheinend kaum mehr eine Rolle. Kein Wunder also, dass die gute aussichten Preisträger*innen 2019/2020 als Vertreter*innen einer Generation von „digital natives“ sich die visuelle Kultur ihrer Zeit zum Thema machen. Ohne dass die Jury das Thema gesucht oder vorgegeben hätte, entspann sich „Krieg und Frieden in Zeiten globaler Desinformation“ als jener rote Faden, der die Werke der aktuellen Preisträger*innen miteinander verknüpft.

Lukas van Bentum
So nah und doch so fern: Lukas van Bentum untersucht in Identity Negotiation anhand der Stadt Kaliningrad – dem ehemaligen Königsberg, heute eine Exklave Russlands – die Zusammenhänge zwischen überliefertem Geschichtsbild, gegenwärtiger Staatsdoktrin und
der Identität seiner eigenen Generation.

Ricarda Fallenbacher

Mit technischen Hilfsmitteln und quasi wissenschaftlichen Methoden versucht Ricarda Fallenbacher in Ein Bild
von uns – Objektiv betrachtet das Kamera-Auge, das „Objektiv“ auszutricksen, um die natürliche Distanz zwischen Fotografin und Fotografierter zu überwinden. Überraschendes Ergebnis: Objektive Portraits mit subjektivem Charakter.


Lisa Hoffmann
In ihrem Atlas der Essenz komponiert Lisa Hoffmann unzählige Fotografien von Katastrophen, Kriegen und politischen Konflikten über- und nebeneinander, um neue Perspektiven zu eröffnen. Dem einen, einzigen medialen Schlüssel-Bild stellt sie so eine Partitur an optischen Klängen gegenüber, die an klassische Schlachtengemälde erinnern, jenseits ihrer Ästhetik jedoch mehr Fragen aufwerfen, denn beantworten.

Juliane Jaschnow
Zwischen Reinszenierung und Bildikone, Kulisse und Original: Rekapitulieren, Juliane Jaschnows Videoinstallation, wirft als assoziative Schichtung unterschiedlicher Bild- und Tonelemente den Blick auf die kollektive Konstruktion von Erinnerung und ihrer identitätsstiftenden Modellierung.

Eine Person betrachtet an der Wand hängende Fotografien in der Ausstellung gute Aussichten im NRW Forum Ausstellungsansicht gute aussichten 2019/2020 © NRW-Forum Düsseldorf / Foto: Katja Illner

Johannes Kuczera
Das verlorene Paradies: In Distributor befragt Johannes Kuczera humorvoll wie ironisch die Macht der Bilder, ihrer Distributoren und Verwerter in Industrie, Kunst, Medien und Werbung, die mittels „Symbolbildern“ einen allgemein gültigen Bilderkanon schaffen.

Larissa Rosa Lackner
Zeitzeugen, Archivmaterialien, ein konkreter Ort, Fotografien und gefundene Objekte schildern die geheimnisvolle Geschichte von Heide und ihres Lebens zu DDR Zeiten. Individuum und Gesellschaft, Dichtung und Wahrheit begegnen sich in der fotografischen Erzählung von Larissa Rosa Lackner. Bleibt die Frage: Wer ist Heide?

Marco Mehringer
Die Kehrseite der Kriegsmedaille: Marco Mehringer liefert mit Schusslicht Sarajevo einen konzeptionellen wie fotografischen Gegenentwurf zu massenmedialen Bildern. Indem Mehringer Fotos der Schusslöcher schießt, durch die Menschen beschossen wurden
oder geschossen haben, wird sicht- und spürbar, was Krieg bedeutet: Töten.

Markus Seibel
Aus unserem Leben: Seit 2012 verfolgt Markus Seibel in Europas Herbst aus nächster Nähe die Anstrengungen, Gefahren, das Scheitern und das Gelingen von Migranten, die „Festung Europa“ zu erreichen. Bilder, Videos, Sound und statistische Informationen verdichten sich dabei
zu einer einzigartigen Form des fotografischen Aktivismus.

Victoria Vogel
Unschuldig duftender Spaß und Sexappeal – The Slight Myth von Victoria Vogel setzt Schulmädchen, die Ikone Ostasiens, ins Bild und verspricht verführerisch uniformiert, was der Mythos vorgibt: Die unverdorbene Leichtigkeit der Adoleszenz.

Malte Sänger, gute aussichten GRANT III
Big brother is watching you: Das Nicht-Greifbare, Unsichtbare, das sich zwischen uns und unseren digitalen Geräten abspielt, stellt Malte Sänger in den Fokus seines DAEMONs. Mit technischen Hilfsmitteln schlüpft er in die Rolle des DAEMONs, um so den Zustand und das Gefühl des permanenten Beobachtet-Seins und -Werdens nachzuzeichnen.

Eine Person läuft an einer Wand, an der Fotografien von Johannes Kuczera hängen, in der Ausstellung gute Aussichten vorbei Ausstellungsansicht gute aussichten 2019/2020 © NRW-Forum Düsseldorf / Foto: Katja Illner
Zwei Person schauen sich in der Ausstellung gute Aussichten an den Wänden hängende Kunstwerke an Ausstellungsansicht gute aussichten 2019/2020 © NRW-Forum Düsseldorf / Foto: Katja Illner
Eine Person läuft durch die Ausstellung gute Aussichten mit Fotografien von Marco Mehringer im Hintergrund Ausstellungsansicht gute aussichten 2019/2020 © NRW-Forum Düsseldorf / Foto: Katja Illner
Ein älterer Mann und eine ältere Frau schauen sich in der Ausstellung gute Aussichten ein Kunstwerk an bei dem weiße Socken auf Stäbe gesteckt sind Ausstellungsansicht gute aussichten 2019/2020 © NRW-Forum Düsseldorf / Foto: Katja Illner

Über „gute aussichten“

Seit 2004 laden die Begründer*innen von gute aussichten, Josefine Raab und Stefan Becht, die Professoren aller deutschen Hochschulen und Akademien mit einem Studiengang Fotografie dazu ein, Abschlussarbeiten von bis zu fünf ihrer Absolvent*innen einzureichen. Teil der Jury waren bisher international bekannte Fotograf*innen und Künstler*innen wie Andreas Gursky, Juergen Teller, Annelies Štrba, Norbert Bisky, Ulrich Seidl, Thomas Ruff, Thomas Struth, Paul Graham, Herlinde Koelbl, Ulrich Seidl, Elger Esser, Thomas Demand, Hans-Christian Schink oder Boris Becker.

In diesem Jahr bestand die Jury aus: Josefine Raab, der Initiatorin von gute aussichten, Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin (Neustadt/W.), Dr. Wibke von Bonin, Kunsthistorikerin und Kulturjournalistin (Köln), Luise Schröder, Künstlerin, Fotografin und gute aussichten Preisträgerin 2011/2012 (Paris, Potsdam), der Bildchefin der ZEIT Amélie Schneider (Hamburg), Stefan Becht, Journalist und Mitbegründer von gute aussichten sowie Ingo Taubhorn, Kurator am Haus der Photographie, Deichtorhallen Hamburg. Die künstlerische Position in der Jury wurde in diesem Jahr von der niederländischen Fotografin und Künstlerin Louise te Poele wahrgenommen. Sie gehört zu einer neuen, digital wie international tätigen Generation von Fotograf*innen, die sich zur Schaffung ihrer ebenso eigenständigen wie faszinierenden Bilder aller medialer und technischer Mittel bedient.

Informationen unter www.guteaussichten.org

In Kooperation mit

Projektpartner

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